Die Bewaffnung der Ehrfurcht
Warum das "Pferdemotorrad" von Kawasaki kein Motorrad ist - und warum das wichtig ist

In einem kürzlich erschienenen Artikel von Populäre Mechanikwird in den Medien ein von Kawasaki Heavy Industries (KHI) entwickeltes vierbeiniges Roboterfahrzeug als sogenanntes "Motorrad" vorgestellt, das von Pferden inspiriert ist. Das Problem beginnt bereits bei der Überschrift und zieht sich durch den gesamten Artikel. Es handelt sich nicht um ein Motorrad. Das war es nie. Kein Mensch in der Geschichte, der einen laufenden vierbeinigen Roboter beobachtet, würde ihn mit einem Motorrad verwechseln. Warum also bezeichnen die Medien es immer wieder als solches?

Denn ein Formfehler bringt Klicks.
Denn das Ziel ist Beifall, nicht Klarheit.
Denn Journalismus ist heute oft nur noch verschleierte PR.

Dieses Phänomen verdient es, genauer untersucht zu werden.

1. Die Form brechen, um das Denken zu brechen

Das Wesen der "Form" im Sinne des Eidoismus ist die Funktionalität im Einklang mit dem Wesen. Ein Motorrad ist ein Fahrzeug, das für den individuellen Transport auf Straßen mit Rädern optimiert ist. Der Kawasaki-Roboter ist eine Laufmaschine für extremes Terrain, wahrscheinlich optimiert für Stabilität, Nutzlast und Gleichgewicht in chaotischen oder unerschlossenen Umgebungen. Er widerspricht der Form eines Motorrads in jeder erdenklichen Weise - außer in der imaginären Hype-Erzählung, die von Populäre Mechanik.

Es als "Motorrad" zu bezeichnen, ist nicht nur ein Irrtum, sondern auch Propaganda, die sich als Neugierde tarnt.

Wenn die Medien so bewusst die Form brechen, haben sie nicht mehr die Aufgabe, die Öffentlichkeit zu informieren, sondern die Wahrnehmung zu manipulieren. Das Ziel besteht nicht mehr darin, eine technologische Entwicklung zu beschreiben, sondern sie zum Spektakel zu erheben, in der Hoffnung, dass Verwunderung und Verwirrung virale Wirkung erzeugen. Der Leser wird nicht als intelligentes Subjekt behandelt, sondern als dopamingesteuerter Konsument visueller Kuriositäten.

2. Medien als Beeinflusser und Lobbyisten

Wir sollten nicht so tun, als ob Populäre Mechanik ist unabhängig. Kawasaki Heavy Industries ist nicht nur eine Motorradmarke, sondern ein riesiges Konglomerat, das tief in die Bereiche Luft- und Raumfahrt, Robotik, Energiesysteme und militärische Aufträge verstrickt ist. Indem die Medien einem Projekt, das keinem zivilen Zweck dient, Raum geben und es feiern, werden sie zu einem passiven Verstärker der militärisch-industriellen PR.

Dieser Roboter ist nicht für Ihren Arbeitsweg gedacht.
Es ist nicht dafür gedacht, durch die Landschaft zu fahren, mit dem Wind im Haar, um die Freude an der Bewegung zu genießen.
Es ist ein Proof-of-Concept für die Mobilität in der Kriegsführung: ein Vierbeiner, der Gelände durchqueren kann, in dem Räder versagen, Ausrüstung tragen und möglicherweise Waffen montieren kann.

Die Medien erwähnen dies nie. Sie unterstellen lieber, dass wir kurz vor einer technischen Renaissance der Freizeitmobilität stehen. Aber niemand wird ein solches Fahrzeug für den Straßenverkehr zulassen. Niemand wird Spaß daran haben, es in der Natur zu "fahren", während es mechanisch klappert und seinen Gang berechnet. Das Militär wird jedoch im Stillen beobachten, wie nützlich diese Kreatur sein könnte, wenn sie in der realen Welt in der Logistik oder im Kampf eingesetzt wird.

Und während dies geschieht, lenken die Medien die Bevölkerung mit absurden Schlagzeilen und sympathischen Videos ab.

3. Der eigentliche Zweck des Artikels

In diesem Artikel geht es nicht um Technik. Es geht nicht um Design. Und schon gar nicht geht es um Mobilität.
Es geht darum, die Öffentlichkeit auf die Ästhetik der robotergestützten Militarisierung vorzubereiten.

Zunächst muss der Roboter Spaß machen.
Es soll wie ein Pferd aussehen.
Zeigen Sie es in einem Vorführraum mit lächelnden Technikern, die es sanft streicheln.
Die Leute sollen es sich als niedliches Science-Fiction-Spielzeug vorstellen.

Wenn er dann auf einer Verteidigungsmesse mit montierter Ausrüstung und autonomer Wegfindung auftaucht, wird sich niemand dagegen wehren.
Die erzählerische Grundlage ist bereits gelegt: Diese Sache war nur eine Innovation.
Einfach Fortschritt.
Nur ein "Motorrad".

Schlussfolgerung: Die Lüge der formlosen Medien

Die Medien sind nicht dumm. Aber sie tun so, als wären Sie es.
Indem sie technologische Experimente als Konsumgadgets präsentieren, verwischen sie die Grenze zwischen militärischer Entwicklung und ziviler Innovation. Sie verraten die Form für die Aufmerksamkeit. Sie entführen Ihre Wahrnehmung mit Beifall statt mit Erklärungen.


Aber das ist kein Motorrad.
Und das ist kein Journalismus.
Das ist Marketing für Maschinen der Kontrolle.


Referenz: https://www.popularmechanics.com/cars/motorcycles/a64702753/horse-motorcycle/

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